Passion Erl Tirol
Die Passion von Erl in Tirol hat 400 Jahre Tradition. 600 Darsteller die sich aus den Bewohnern von Erl rekrutieren, engagieren sich in der Darstellung der Leidensgeschichte.
2008 findet eine Neuinszenierung statt und wird am 25. Mai 2008 in Erl uraufgeführt.
Musik: Wolfram Wagner
Text: Karl Lubomirski
Regie: Rolf Parton.
Das Interesse beim Publikum ist enorm, 40 - 60.000 Besucher werden in Erl, Tirol, die Neufassung von Karl Lubomirski sehen.
Erl, Tirol; Dramatisierungen der Leidensgeschichte Jesu, das Wort-für-Wort-in-Szene-Setzen von in der Bibel niedergeschriebenen Begebnissen und Grundsätzen des christlichen Glaubens geben immer Anlass für Diskussionen.
Die Neufassung der Erler Passion mit Texten des gebürtigen Tirolers Karl Lubomirski, inszeniert vom Wiener Rolf Parton, in der es nicht um ein plakatives Schildern der Ereignisse um den Tod Jesu geht, zeigt, wie es allgemein gültig funktionieren könnte. Denn der Inhalt der Leidensgeschichte ist bestens bekannt. Es verhält sich wohl so ähnlich wie beim Erzählen von Geschichten und Märchen. Kinder hören sie immer wieder gerne, schlüpfen in die Rolle der Protagonisten, um verschiedene Lebensmodelle zu erproben, Antworten auf Fragen zu finden und die eigene Identität zu entdecken. Die Urfrage der Leidensgeschichte ist wohl die Frage nach dem Leid, welche als die Frage schlechthin an die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft geht. Aus dem Immer-wieder-Fragen und Hinterfragen nach dem Sinn des Leidens dient die Leidensgeschichte Jesu wohl dazu, Wege zu finden, mit eigenem Leid, mit eigenen Existenzängsten umzugehen und heil daraus hervorzugehen. Dies scheint der Ansatz, mit dem Lubomirski an den Bibeltext herangeht. Er hinterfragt ihn, zieht aus dem heutigen Wissen um die damalige Zeit seine Schlüsse und findet eine zeitgemäße Sprache dafür.
Dramatisches Erlebnis
In Rolf Parton hat er den idealen Regisseur. Parton nimmt Tempo aus dem dramatischen Geschehen der sich überstürzenden Ereignisse und lässt den Text über sehr symbolisch angelegte Bilder wirken. Die musikalische Entsprechung für diese mit Passion verfolgte Passion findet der Wiener Komponist Wolfram Wagner, der Stilmittel der Spätromantik bis zur Klassischen Moderne ergreifend, mehr als nur wunderbare Tonmalerei betreibt. Seine herrlichen Chorsätze, seine diffizile orchestrierte Bühnenmusik hätten in jedem Konzertsaal Bestand. Wie die Kostümbildnerin Lenka Radecky setzt Annielle Büchner auf erdfarbene Ausstattung, auf die Symbolik der Vergänglichkeit aller Dinge verweisend. Die Erler, 600 von 1450 Einwohnern, geben im wahrsten Sinne des Wortes ihr Herzblut für die Passion und machen sie zum Erlebnis.
(Markus Hauser, Passion Erl, Tirol, Tiroler Tageszeitung, 26.5. 2008)